In meiner beruflichen Tätigkeit als Onlinepsychotherapeutin begegne ich immer wieder dem Thema Selbstwert. Ich sehe wiederholt wie meine Klienten sich und ihr Leben so organisieren, dass sie den Erwartungen von aussen entsprechen und sich dabei selbst total verlieren. Vieles von dem was sie tun ist davon geleitet, dass sie Anerkennung und Wertschätzung von der Gesellschaft erhalten und somit ihren Selbstwert stärken.
In solchen Fällen geht es in erster Linie erstmal darum, wieder zu sich selbst zurückzufinden. Sich darüber bewusst zu werden, was wirklich wichtig ist (eigene Ziele) und welche Werte und Normen man verfolgen will. Dazu gehört auch, dass man sich zum einen mit jenen Eigenschaften auseinandersetzt die man an sich nicht so mag und zum andern mit solchen die einen auszeichnen. Da spielt der Prozess der Selbstakzeptanz eine grosse Rolle.
Das grosse Missverständnis
Um eines klarzustellen: Selbstakzeptanz bedeutet nicht, dass man alles an sich selbst gut finden muss. Auch nicht, dass Sie Ihre Schwächen und Fehler auf einmal toll finden sollen. Sondern, Sie müssen es einfach nur akzeptieren. Leichter gesagt als getan. Wahrscheinlich haben Sie sich seit Jahren genau wegen diesen Eigenschaften, die Sie an sich nicht mögen, sich ein Paket von dysfunktionalen/unguten Verhaltensmustern angeeignet, die genau diese Schwäche ausbalancieren sollte. Wie kann denn eine vollkommene Selbstakzeptanz überhaupt möglich sein?
Lassen Sie mich kurz erklären
Unabhängig davon, was Sie an sich selbst nicht mögen, solange Sie sich dagegen wehren, desto wengier ist es Ihnen möglich etwas daran zu ändern. Sich über seine negativen Seiten zu ärgern oder sich aufgrund dessen minderwertig zu fühlen, bringt Sie kein Stück weiter. Im Gegenteil, es verstärkt Ihr negatives Selbstbild und Ihr Minderwertigkeitsgefühl. Solange Sie sich selbst innerlich ablehnen, nehmen Sie sich jegliche Möglichkeit Ihre Anliegen zur verändern. Die Selbstakzeptanz ist der erste Schritt zur Veränderung. Erst wenn Sie Ihren IST-Zustand akzeptieren, können Sie darauf aufbauend in eine Veränderung gelangen und an den Dingen arbeiten, die Sie stören. Daraus können klare Pläne entstehen, die Ihnen dabei helfen die gewünschten Veränderungen herbei zu führen und Ihre Ziele auch zu erreichen.
Was heisst das?
Akzeptieren Sie Ihren IST-Zustand und erst dann können Sie anfangen etwas daran zu verändern. Den jetzigen Moment können Sie nicht verändern. Veränderung findet immer in der Zukunft statt. Wichtig ist, dass selbst wenn Sie Ihren IST-Zustand akzeptieren, sollten Sie sich bewusst sein, dass Ihre Persönlichkeit nicht in Stein gemeisselt ist. Es ist nie zu spät an sich selbst zu arbeiten. Holen Sie sich gegebenenfalls fachlich kompetente Hilfe und seien Sie offen sich auf Neues einzulassen.