Genusstraining ist hilfreich bei Burnout oder Depression

Genusstraining: Sich bewusst Zeit nehmen für einen Genussmoment und diesen mit voller Aufmerksamkeit geniessen.

In früheren Blogbeiträgen habe ich über Stress und Stressmanagement gesprochen. Dabei spielt Genuss eine wichtige Rolle, um aus der Stressspirale auszubrechen. Besonders für leistungsorientierte Menschen, die Gefahr laufen in ein Burnout oder eine Depression zu geraten, kann dieses Genusstraining sehr hilfreich sein. In der Psychologie wird diese Methode in diversen Lebenslagen eingesetzt. Denn zu geniessen ist Balsam für die Seele und das innere Wohlbefinden. Geniessen setzt voraus, sich erstmal Zeit für seine eigenen Bedürfnisse zu nehmen. Im Genusstraining geht es darum, die 5 Sinne Riechen, Schmecken, Tasten, Hören und Sehen bewusst zu entdecken und zu trainieren. Dr. Rainer Lutz (deutscher Psychologe, Therapeut und Autor) hat ein Genusstraining mit 7 Genussregeln entwickelt. Diese möchte ich Ihnen heute gerne vorstellen.

Die sieben Genussregeln

1. Genuss braucht Zeit

Zum Geniessen sollte man entspannt sein. Man sollte sich für seinen Genussmoment bewusst die Zeit nehmen und sich die Pause gönnen. Oft reichen schon 5-10 Minuten.

2. Genuss muss erlaubt sein

Leistungsorientierten Menschen fällt es schwer, geniessen zu dürfen und sich etwas Gutes zu tun. Menschen die in einem Umfeld aufgewachsen sind, in welchem Leistungsdruck herrscht, müssen erst lernen, dass sie geniessen dürfen! Das scheint selbstverständlich, doch in der Praxis steht das Geniessen in der Prioritätenliste ganz weit unten. Ein Therapeut kann unterstützend mithelfen, diese Ansicht zu ändern.

3. Genuss geht nicht nebenbei

Genuss braucht nicht nur Zeit, sondern auch Ihre volle Aufmerksamkeit. Da können nebenher nicht noch andere Aktivitäten erledigt werden. Konzentrieren Sie sich in Ihrem Genussmoment mit all Ihren Sinnen darauf, was sie hören, riechen, schmecken, sehen und fühlen.

4. Weniger ist mehr

Vieles schätzen wir erst, wenn es nicht jeden Tag zur Verfügung steht, wie zum Beispiel eine gute Steinofen Pizza oder ein Stück Torte. Auch wenn Sie sich jeden Tag einen Genussmoment gönnen, achten Sie darauf, dass das Genussmittel etwas Besonderes/Einzigartiges bleibt. Somit bliebt auch die Vorfreude und der Seltenheitswert des Genussmoments erhalten.

5. Wissen was gut tut

Jeder hat andere Vorlieben. Finden Sie heraus, was Ihre persönlichen Vorlieben sind und integrieren Sie diese in Ihren Alltag.

6. Ohne Erfahrung kein Genuss

Durch Erfahrungen lernen Sie sich selbst besser kennen und wissen immer besser, was Sie brauchen um Genuss zu verspüren.

7. Genuss ist alltäglich

Verschieben Sie Ihren Genussmoment nicht erst darauf, wenn alle Arbeiten erledigt sind oder Sie Urlaub haben. Integrieren Sie es als fester Bestandteil in Ihren Alltag und lassen Sie sich diesen nicht nehmen. Also: Die Binsenweisheit «Zuerst die Arbeit und dann das Vergnügen» dürfen Sie gerne hinterfragen!

Probieren Sie es aus!

Nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und trinken Sie mit voller Aufmerksamkeit z.B. eine Tasse Tee oder Kaffee. Achten Sie auf Ihre 5 Sinne. Was riechen Sie? Wie schmeckt Ihr Getränk? Was sehen Sie? Was hören Sie? Wie fühlt sich die Tasse oder das Glas in Ihrer Hand an? Nehmen Sie sich ganz bewusst Zeit Ihr Getränk in Ruhe zu trinken und zu geniessen ohne etwas anderes zu tun (z.B. nebenher noch auf das Handy zu schauen).

Diesen Genussmoment können Sie in Ihrem Alltag immer wieder erleben und auf unterschiedliche Art und Weise in Ihren Tag einbauen. Zum Beispiel, wenn Sie das nächste Mal mit dem Auto oder dem Zug auf dem Weg zum nächsten Meeting sind. Achten Sie auf Ihre 5 Sinne. Was hören Sie um sich? Wie fühlt sich das Lenkrad in Ihrer Hand an? Was riechen Sie? Was sehen Sie? Schlingen Sie in der nächsten Mittagspause das Essen nicht herunter, sondern geniessen Sie jeden Bissen. Welche Konsistenz hat meine Mahlzeit? Wie schmeckt mir die Sauce? Wie riecht sie?

Bei vielen Verhaltensänderungen braucht es Übung und Ausdauer. Eine Veränderung nehmen Sie erst war, wenn Sie regelmässig und bewusst Ihren Genuss trainieren.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen schöne Genussmomente.