Achtsames Selbstmitgefühl für leistungsorientierte Menschen

Erinnern Sie sich an das letzte Mal, als bei Ihrer Arbeit etwas schief gelaufen ist?

Wie sind Sie mit sich selbst in dieser Situation umgegangen? Was sagte Ihre innere kritische Stimme zu Ihnen?

Waren es ähnliche Sätze wie: „Wie kannst du nur so einen dämlichen Fehler machen!“ „Wie dumm von mir, ich hätte es verhindern müssen!“ 

Mit eigenen Fehlern und Schwächen gehen wir selbst sehr hart ins Gericht. Vor allem als leistungsorientierter Mensch wird an Selbstverurteilung und Selbstkritik nicht gespart. Man ist stets darum bemüht „die Sachen richtig zu machen“. Da ist die eigene innere kritische Stimme, welche uns verurteilt, in solchen Situationen sehr präsent. Das achtsame Selbstmitgefühl in diesem Moment weit weg.

Wie kann mir achtsames Selbstmitgefühl helfen?

Beim achtsamen Selbstmitgefühl, auch «Mindfulness Self-compassion» (MSC) genannt, geht es darum, einen freundlichen und liebevollen Umgang mit sich selbst zu führen. Dies bedeutet, mit Dingen, die wir an uns nicht mögen, auf gleiche verständnisvolle und unterstützende Art und Weise umzugehen, wie wir es bei einem guten Freund/in tun würden. Das heisst, man sollte auf eigene „Fehler und Schwächen“ freundlich und verständnisvoll reagieren, anstatt uns selbst zu verurteilen und zu kritisieren. Durch die Haltung des achtsamen Selbstmitgefühls geht man mit sich selbst liebevoller um, weil wir uns selbst am Herzen liegen. Selbstmitgefühl zu haben bedeutet schlussendlich seine Menschlichkeit anzunehmen und würdigen. Denn «Nobody is Perfect».

Sinnbild für achtsames Selbstmitgefühl

Wie setze ich dies konkret in meinem Berufsalltag um?

Meditation, Bewegungsübungen und Achtsamkeitsübungen sind ein wesentlicher Bestandteil des achtsamen Selbstmitgefühls. Die folgende Übung, hilft Ihnen sich vertiefter mit ihrer kritischen Stimme und mit dem Aufbau eines inneren unterstützenden Coaches auseinanderzusetzen.

  1. Identifizieren sie Ihre innere kritische Stimme

Wählen Sie beispielsweise eine Sache aus, mit der Sie sich oft herumschlagen und  die Sie wiederholt ärgert. Es könnte die Eigenschaft sein, dass Sie gewisse Tätigkeiten immer wieder vor sich herschieben oder in Meetings oft ungeduldig sind.

Machen Sie sich am besten zu den folgenden Überlegungen einige Notizen.

Wenn Sie sich selbst wieder einmal in einer solchen Situation ertappen, was sagt Ihre innere kritische Stimme zu Ihnen? Wie spricht dieser innere Kritiker zu Ihnen?

Nehmen Sie sich kurz Zeit um wahrzunehmen, wie es sich anfühlt, wenn Sie sich selbst kritisieren. Versuchen Sie zu spüren, welchen Druck dieser innere Kritiker bei Ihnen auslöst.

Überlegen Sie, weshalb dieser innere Kritiker auf diese Art  mit Ihnen redet. Möchte er Sie beschützen? Möchte er Sie vor einer Gefahr warnen? Möchte er Ihnen helfen?

Wenn Sie sich schwer tun, etwas Gutes an Ihrem inneren Kritiker zu finden, ist dies völlig in Ordnung. Manchmal ist Selbstkritik sinnlos. Falls dies der Fall sein sollte, versuchen Sie Selbstmitgefühl zu entwickeln, in dem Sie sich bewusst machen, wie schwierig die Zeit im Beisein Ihres inneren Kritikers war. Denn oft hat er Ihnen das Leben erschwert und viel Energie gekostet.

Wenn Sie anderseits einen Grund gefunden haben, dass Sie Ihre innere kritische Stimme als unterstützend bezeichnen, versuchen Sie einige dankbare Worte an Ihn zu richten. Zeigen Sie Ihrem Kritiker, dass er es zwar gut mit Ihnen meint, aber im Alltag kontraproduktiv ist.

  1. Finden Sie Ihren «inneren Selbstmitgefühl»-Coach

Wir spüren insgeheim, dass unser Verhalten im Beisein der inneren kritischen Stimme verletzend und kontraproduktiv ist. Wir versuchen nun zunehmend  Raum zu schaffen für unseren «inneren Selbstmitgefühl»-Coach:

Spüren Sie die Wärme Ihrer Hände. Legen Sie Ihre Hände beispielsweise auf Ihre Brust oder Ihre Oberschenkel oder falten Sie sie einfach zusammen.

Nun nehmen Sie wieder Bezug auf die Situation, welche Sie in Punkt 1 notiert haben und wiederholen folgende Selbstmitgefühl-Sätze:

„Ich mag dich wirklich und deshalb möchte ich dir dabei helfen eine Änderung vorzunehmen“

„Ich weiss wie schwierig es ist, jedoch möchte ich dich auf dem Weg der Veränderung unterstützen“

„Ich möchte nicht, dass du leidest und deshalb bin ich für dich da“

Als nächstes versuchen Sie sich in Ihren «inneren Selbstmitgefühl»-Coach hineinzuversetzen und eine Nachricht an Sie selbst zu schreiben: über das Verhalten, welches Sie gerne ändern möchten. Überlegen Sie nicht lange. Schreiben Sie das auf, was Ihnen spontan in den Sinn kommt. Wenn Sie sich schwer tun, überlegen Sie, welche Worte Sie an einen guten Freund in dieser Situation richten würden.

Selbstmitgefühl und Selbstmitleid

Gut zu wissen: Selbstmitgefühl ist kein Selbstmitleid! Beim Selbstmitleid taucht man völlig in seine Probleme ein und dies führt oft zu einem noch grösseren Ausmass des Leidens. Selbstmitleid ist eher eine egozentrische Haltung.

Mit dem achtsamen Selbstmitgefühl ermöglicht man sich, etwas Abstand zur Situation zu erlangen und eine ausgewogenere Perspektive zu entwickeln. Aus dieser heraus, wird es uns möglich, liebevoll mit uns selbst zu sein.

Die drei Kernkomponenten von Selbstmitgefühl sind:

– Freundlichkeit mit uns selbst 
– Ein Gefühl von Mitmenschlichkeit
– Achtsamkeit für den gegenwärtigen Moment

Falls ich Sie neugierig gemacht habe und Sie daran interessiert sind mehr achtsames Selbstmitgefühl in ihren Berufsalltag zu integrieren, dürfen Sie sich gerne bei mir melden.